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Beziehungen

Ein Engel sagte, dass ich Beziehungen am besten mit zwei ungeschliffenen Edelsteinen vergleichen soll. Erst durch den Schliff gewinnt der Edelstein richtig an Wert. Das Schleifen eines Edelsteins ist auch auf dieser Welt ein sehr herausfordernder Prozess, den man nur in Kauf nimmt, sofern man die Wertsteigerung vor Augen hat.

Meine Frau und ich sind grundlegend verschieden. Sie liebt es, gleichsam mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, während ich zuerst einfach nur geduldig abwarte, bis sich die Wogen meiner Seele wieder geglättet haben. Das ist nur einer der vielen Unterschiede zwischen meiner Frau und mir. Was für sie selbstverständlich ist, kann mir vollkommen fragwürdig erscheinen.

Wie Carola in ihrem Buch „Unverdient Liebenswert“ beschreibt, hatte ich bei der ersten Begegnung mit ihr in der Buchhandlung eine Vision, in der ich sah, dass Gott mir diese Frau als eine Stütze für mich vorgesehen hat. Inzwischen muss ich zugeben, dass ich mich an manchen Tagen gefragt habe, worin diese Stütze in Momenten der Herausforderungen bestehen könnte. Erst mit den Jahren und durch die viele Aufklärung, die ich von den Engel empfangen hatte, begann ich zu verstehen, dass ich sehr oft nicht wirklich meine Frau selbst vor mir sah, sondern eine Projektion meiner Gedanken und Gefühle, die aufgrund meiner Erfahrungen und Erlebnisse in meinem Leben interpretiert wurde.

Sehr deutlich trat mir dieser Sachverhalt vor Augen, als ich mit einem Freund den Impulsabend „Kampf oder Liebe“ plante. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich am frühen Morgen müde zur Kaffeemaschine taumelte und eine Kapsel in die Maschine legen wollte. Ging jedoch nicht, der Kapselbehälter war voll … meine Frau hatte ihn wohl wieder einmal nicht geleert, wie viele Male zuvor. Während ich immer darauf achte, dass die Person nach mir einen leeren Behälter vorfindet, erlebte ich alle Tage genau die gleich schlimme Ernüchterung: Meine Frau hat die Angewohnheit, zwei bis maximal drei Kapseln aus dem Behälter zu nehmen, damit gerade ihre Kapsel darin wieder Platz findet. Damit nicht genug. Diese zwei bis drei entfernten Kapseln befördert sie dann nicht, wie ich es immer tue, in den Sammelbehälter, sondern sie legt sie neben die Maschine hin. Hat sie das Wasser gerade aufgebraucht, stört sie das auch nicht.

Das war nur eine jener Situationen, die mich bereits schon am Morgen soooo wütend machen konnten, dass ich den gesamten Tag über sauer war. Fasste ich es doch als persönliche Abwertung, als Ignoranz anderen Menschen gegenüber und als Beleidigung auf. In der Regel gehe ich dann in der Wohnung auf die Suche nach weiteren Beweisen für derlei Frechheiten….

Nicht jedoch am besagten Tag, an dem ich am Abend darüber reden sollte, dass die Liebe immer gegen den Kampf siegen wird. Also bedankte ich mich bei Gott für dieses wunderbare Geschenk am Morgen und öffnete mich für die Wahrheit. Mit der Erkenntnis wurde mir auf einmal klar, dass ich in diesem Moment nicht mehr meine sonst so liebe Frau wahrnahm, sondern dass ich in ihr nur noch die Frau sah, die den Kapselbehälter nicht leert.

Mir wurde so wieder von neuem vor Augen geführt, welche Auswirkungen unsere Gedanken auf unser gesamtes Leben und unseren Blick auf unsere Mitmenschen haben. Was nutzt es schon einem Menschen, wenn er Recht hat oder im Recht ist, wenn sich dieses Recht bescheuert anfühlt?
Was nutzt es mir, wenn ich alles richtig mache, während meine Seele durch die Urteile meinem Außen gegenüber so verdunkelt ist, dass es mir nicht mehr möglich ist, die Menschen zu sehen, die ich eigentlich liebe?

Seit dieser Erkenntnis hatte ich keine Schwierigkeiten mit den Kaffeekapseln mehr! Seither fiel für mich auch sehr viel Arbeit weg: Ich muss auch nicht mehr alles sooooo richtig machen, damit meiner Umgebung leichter auffällt, was sie falsch gemacht hat. Das Ergebnis: Ich habe meine Frau zurück und viel, viel weniger Arbeit.